Wasserfluoridierung – Staat vs Karies

Habt Ihr schon mal von Wasserfluoridierung gehört? Das bedeutet: Man setzt dem Trinkwasser gezielt Fluorid zu, um Zahnkaries in der Bevölkerung vorzubeugen. Das Ganze gibt es seit über 70 Jahren und gilt weltweit als eine der wirksamsten Public-Health-Maßnahmen gegen Karies. Klingt super – ist aber nicht unumstritten.

Wer macht’s – und wer nicht?

Rund 10 % der Weltbevölkerung trinken fluoridiertes Wasser – darunter Länder wie die USA, Kanada, Australien, Brasilien und Teile Großbritanniens. In Europa sieht das allerdings ganz anders aus: Nur wenige Länder wie Irland, Polen oder Spanien setzen auf Wasserfluoridierung. Die meisten – inklusive Deutschland – lehnen sie ab. Hier findet Ihr mehr Details zum Flouridgehalt in unserem Trinkwasser.

Stattdessen wird hierzulande lieber auf fluoridiertes Speisesalz und Zahnpasta gesetzt.

Die Vorteile – wissenschaftlich klar

  • Weniger Karies! Eine große Cochrane-Analyse zeigt: Fluoridiertes Wasser kann den Anteil kariesfreier Kinder deutlich erhöhen und die Zahl zerstörter Zähne reduzieren.
  • Kosteneffizient: Für Gesundheitssysteme ist es eine günstige Maßnahme mit hohem Return on Investment.
  • Soziale Gerechtigkeit: Vor allem Kinder aus ärmeren Haushalten profitieren – denn die putzen sich oft weniger oder seltener die Zähne.

Und die Schattenseite?

  • Dentalfluorose: Eine Überversorgung mit Fluorid kann weiße Flecken auf den Zähnen verursachen. Nicht gefährlich – aber kosmetisch auffällig.
  • Dosierung nicht steuerbar: Man kann nicht selbst bestimmen, wie viel Fluorid man täglich aufnimmt – es steckt einfach im Wasser.
  • Gesundheitliche Bedenken: Einige Studien bringen Fluorid mit Schilddrüsenproblemen oder kognitiven Einschränkungen in Verbindung – allerdings meist bei sehr hohen Dosen oder in Regionen mit natürlicher Überversorgung.
Bildquelle: colbicrook5 von Pixabay

Und wie ist das mit Bevormundung?

Jetzt wird’s spannend – denn hier prallen Welten aufeinander:

Kritiker sagen:

„Ich will selbst entscheiden, was in meinem Wasser ist!“
Und: „Wasserfluoridierung ist Zwangsmedikation!“

Der Punkt: Wer das Wasser trinkt, nimmt das Fluorid auf – ob man will oder nicht. Keine Wahl, keine individuelle Dosierung. Das macht die Methode für viele zur ethischen Gratwanderung. Es geht also nicht nur um Zahnschutz, sondern auch um Selbstbestimmung.

Befürworter kontern:
„Wir chlorieren Wasser ja auch – das stört niemanden.“

Aber: Chlor schützt sofort vor Krankheitserregern, Fluorid „nur“ vor Karies – und das ist eben keine akute Bedrohung. Das führt zur Debatte: Ist das Gesundheitsschutz oder Bevormundung?

Deutschland sagt: Lieber Salz statt Wasser

In Deutschland wurde in der ehemaligen DDR mit Wasserfluoridierung experimentiert – etwa in Chemnitz, Plauen oder Spremberg, mit sehr gutem Erfolg. Laut Neues Deutschland wurde damals von Neues Deutschland berichtet, dass „der Kariesbefall in den Anwendungsgebieten bei sechs- bis zehn-
jährigen Kindern um 80 Prozent, und bei Kindern zwischen 11 und15 Jahren, um etwa 55 Prozent zu-
rückgegangen sei.“

Nach der Wiedervereinigung wurde die Flouridierung gestoppt. Die Kariesraten gingen trotzdem weiter zurück – durch bessere Zahnpflege, fluoridiertes Salz und Zahnpasta. Auch verschiedene Nahrungsmittel unterstützen eine ausreichende Aufnahme von Fluorid.

Fazit: Fluorid im Wasser – sinnvoll, aber sensibel

Wasserfluoridierung funktioniert – sie senkt Kariesraten nachweislich, vor allem bei Kindern. Aber: Sie ist nicht unumstritten. Nebenwirkungen wie Fluorose, ethische Fragen zur Selbstbestimmung und die individuelle Dosierung sorgen für Diskussion.

Deutschland und viele andere europäische Länder haben sich für den Mittelweg entschieden: kein Zwang übers Wasser, sondern individuelle Lösungen mit Salz und Zahnpasta – so kann jede(r) selbst entscheiden, wie viel Fluorid in den Körper kommt.

Deine Zahnarztpraxis Reiniger

Quelle Headerbild Foto: cottonbro studio

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